Die Türkei war in den 60er und 70er Jahren eine der größten Filmproduzenten der Welt. Da das Fernsehen erst Mitte der 70er Jahre Einzug in türkische Wohnzimmer hielt, war Kino neben Radio das einzige und günstigste Massenmedium. In den großen Open Air Kinos des Landes wurden mehrere Filme hintereinander gezeigt und es herrschte Picknick Atmosphäre.
Die türkische Filmindustrie "Yeşilçam" indes war sowohl finanziell als auch strukturell instabil. Es gab keine Filmschulen im Land, kaum Labore, der Erwerb von Filmnegativen war mit Importquoten belegt, das Equipment veraltet, die Arbeitsbedingungen halsbrecherisch, gar tödlich. Ferner waren die einheimischen Produktionen der Konkurrenz von amerikanischen und europäischen Filmen ausgesetzt, deren Hochglanz-Bilder Yeşilçam schlicht nicht produzieren konnte.
Mit einer Handvoll Drehbuchautoren und Regisseuren, die einer starren Zensurbehörde ausgeliefert waren jedoch einen hungrigen heimischen Markt bedienen mussten, versuchte Yeşilçam, strikt den Gesetzen des Profits folgend, der immensen Nachfrage durch immergleiche Formeln gerecht zu werden. Die Geschichte vom armen Jungen und dem reichen Mädchen, von den Brüdern, die bei der Geburt getrennt wurden oder dem Landei in der Großstadt waren Standardrepertoires im Baukastensystem der Drehbuchautoren. Bald gingen ihnen die Stoffe aus, aber man wusste sich zu helfen.
Begünstigt durch laxe Urheberrechtsgesetze - produzierte Yeşilçam Remakes von europäischen, amerikanischen und indischen Filmen, benutzte ihre Soundtracks und sogar Filmfootage, wie Special Effects Szenen, die es selbst nicht herstellen konnte. Somit waren die Filmemacher Yeşilçams Vorreiter in Sachen Patchworking und Sampling.
Selbstverständlich wurden Plots und Figuren vermischt, neu interpretiert und dem Geschmack des heimischen Publikums angepasst. Die technischen Unzulänglichkeiten wurden wettgemacht durch exzessiven körperlichen Einsatz vor und hinter der Kamera. Viele Yeşilçam Filme besitzen eine unbändige Energie. Denn wo Luke Skywalker ein Mal zuschlägt, schlägt Action Star Cüneyt Arkın hundert Mal zu und wir glauben ihm, daß er es ernst meint.
In seinem 100 jährigen Bestehen produzierte das türkische Kino über 7000 Filme. Neben einer vergleichsweise kleinen Anzahl an Autorenfilmen und Komödien, war die Massenproduktion bestimmt durch einheimische Superhelden, pseudohistorische Sandalenfilme, Melodramen ägyptischer Machart, Polizei Flics nach italienischem Rezept, anatolische Western, Erotik Komödien bis hin zu Hardcore Pornos.
So entstanden zum Teil bizarre Versionen von Superman, Zorro, Tarzan, Drakula, James Bond, Flash Gordon, Rambo, E.T und Star Wars aber auch Adaptationen von Filmen wie William Friedkin's "The Exorcist", Sam Peckinpah's "The Strawdogs" und Billy Wilder's "Some Like It Hot", das selbst ein Remake ist.
In einer Epoche die global wie lokal gekennzeichnet war vom Kalten Krieg, den Studentenbewegungen, Militärputschen und einer starren Zensur, versuchten einige Filmemacher den Spagat zwischen kommerziellen Yeşilçam Produktionen und ihren eigenen Visionen. Nur wenigen Regisseuren wie Metin Erksan oder dem Action Star und späteren Autorenfilmer Yılmaz Güney gelang der Durchbruch, und sie zahlten einen hohen Preis dafür. Yılmaz Güney starb mit 47 Jahren im französischen Exil an Krebs, das während seiner langjährigen Gefängnisaufenthalte ausgebrochen und nicht behandelt worden war.
Mit dem Einzug des Fernsehens Mitte der 70er Jahre und der kompromisslos neoliberalen Ausrichtung der türkischen Wirtschaftspolitik nach dem Militärputsch von 1980, begann der Niedergang Yeşilçams. Bald wurden die Kinos beherrscht von amerikanischen Blockbustern. Das türkische Kino suchte sein Heil in Sex Filmen und Arabesk Melodramen, in denen viel gesungen wurde. Kinos, die türkische Filme zeigten, schlossen eins nach dem anderen. Den traurigen Höhepunkt dieser Entwicklung erlebte das Land im Jahr 2013, als Wochen vor dem Ausbruch der Gezi Proteste der älteste Kinosaal des Landes, das 1924 erbaute Emek, ein Wahrzeichen des türkischen Kinos, trotz heftiger Proteste abgerissen wurde, um Platz für ein Einkaufszentrum zu machen.
Dieser ruinöse Umgang mit dem kulturellen Erbe des Landes zerstörte auch eine große Anzahl an türkischen Filmen. Tausende Negative fielen Bränden zum Opfer, etliche sozialkritische Filme wurden während des Militärregimes beschlagnahmt und vernichtet. Filme von Autoren wie Yılmaz Güney dürfen bis heute im Staatsfernsehen nicht ausgestrahlt werden. Die wenigen Universitätsarchive können den geretteten Bestand nur mit Mühe pflegen.
Cem Kaya, der mit Yeşilçam Filmen aus den türkischen Videotheken in Deutschland aufwuchs, zeichnet in seinem Dokumentarfilm die Kopierpraxis der türkischen Filmemacher von den Anfängen des türkischen Kinos bis hin zu den heutigen Fernsehserien nach. Denn der Fernsehserienmarkt in der Türkei ist selbstverständlich einer der größten der Welt.
In Istanbul sprach der Filmemacher mit Regie-Altmeistern, Produzenten, Schauspielern, Kinobetreibern und Filmwissenschaftlern, über die turbulente Kinogeschichte des Landes. Die Arbeiten an seinem Kompilationsfilm erstreckten sich über sieben Jahre, in denen tausende Filme gesichtet und etwa hundert Interviews geführt wurden.
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